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Hochsensible Kinder – und wie sie von Lehrern wahrgenommen werden

In ihrer Masterarbeit an der Technischen Universität Dortmund untersuchte Katharina Gierok hochsensible Kinder und wie diese von Lehrkräften wahrgenommen werden. Sie fand dabei bedeutende Zusammenhänge zwischen der Persönlichkeit der Lehrkräfte und der Wahrnehmung von Hochsensibilität bei den unterrichteten Kindern. Hochsensibilität wurden mit dem HSP-Test gemessen, die Persönlichkeit mit dem Big-Five-Persönlichkeitstest (B5T). Beide Tests von Dr. Satow können für nicht-kommerzielle Forschungs- und Unterrichtszwecke kostenlos genutzt werden. Darüber hinaus führte Gierok teilstandardisierte Leitfadeninterviews durch, deren Auswertung und Analyse nach der qualitativen Inhaltsanalyse von Mayring erfolgte. Ausgangshypothese war die Vermutung, dass viele Lehrkräfte eine erhöhte Sensibilität bei Schülerinnen und Schülern wahrnehmen, diese aber oft nicht als Hochsensibilität identifizieren.
Drei interviewte Lehrkräfte mit hochsensiblen Schülern wiesen selbst keine Hochsensibilität auf, wohl aber überdurchschnittliche Werte auf der Subskala „Empfindsamkeit“ des HSP-Tests. Dies kann erklären, warum sie bei ihren Schülern, ohne über den theoretischen Hintergrund zu verfügen, Merkmale für Hochsensibilität wahrnehmen konnten.
Die Wahrnehmung von Hochsensibilität hing des Weiteren von der Auffälligkeit der Symptome, der Extraversion der Kinder und der Kommunikation mit den Eltern ab. Darüber hinaus bestand auch ein Zusammenhang mit den Persönlichkeitsprofilen der Lehrkräfte: So wies eine Lehrkraft im B5T ein auffällig hohes Maß an Verträglichkeit auf. Kennzeichnend für diesen Faktor ist unter anderem die Hilfsbereitschaft. Letztere spiegelte sich insbesondere in dem Bemühen der Lehrkraft wider, die Schüler zu verstehen und zu unterstützen. Eine andere Lehrkraft war hingegen überdurchschnittlich extravertiert, was in ihrem Unverständnis, der Unsicherheit ihrer hochsensiblen Schüler gegenüber, deutlich wurde.
Auch wenn letztendlich nur drei Lehrkräfte von hochsensiblen Schülern interviewt wurden, zeigt die Masterarbeit von Gierok interessante Aspekte auf: Damit Lehrkräfte die Merkmale von hochsensiblen Kindern wahrnehmen, müssen sie zunächst selbst über ein gewisses Maß an Empfindsamkeit verfügen. Des Weiteren hängt die Wahrnehmung von hochsensiblen Kindern von der Auffälligkeit der Symptome, der Extraversion der Kinder und der Kommunikation mit den Eltern ab – aber auch und nicht zuletzt von den Persönlichkeitsprofilen der Lehrkräfte selbst.

Quellen