Persönlichkeit und Motivation: Wie sich Selbständige und Beamte unterscheiden
Im Rahmen der Neunormierung und Validierung des Big-Five-Persönlichkeitstests (B5T®) wurden auch die Unterschiede zwischen Selbständigen, Beamten und anderen Berufsgruppen an einer großen, repräsentativen Stichprobe mit mehr als 21 000 Teilnehmenden untersucht. Der B5T® wurde entwickelt, um die fünf grundlegenden Persönlichkeitsdimensionen (Big Five) sowie die drei Grundmotive Leistungsmotiv, Sicherheitsmotiv und Machtmotiv zu erfassen.
Persönlichkeit und Motivation von Selbständigen und Beamten
Die Ergebnisse sind mehr als deutlich: Selbstständige erreichten im Vergleich mit allen andere Berufsgruppen die höchsten Werte für Offenheit und die geringsten für Neurotizismus. Studierende erzielten nach den Selbstständigen die zweithöchsten Werte für Offenheit. Beamte wiesen die höchsten Werte für Gewissenhaftigkeit auf und die zweitniedrigsten für Neurotizismus. Arbeiter und Arbeitslose zeigten hohe Werte für Neurotizismus aber nur geringe für Offenheit und Extraversion.
Abbildung 1 stellt die Unterschiede zwischen Selbstständigen und Beamten dar. Beide Berufsgruppen weisen nur geringe Werte für Neurotizismus (N) aus und ähnliche Werte für Extraversion (E) und Verträglichkeit (A). Sie unterscheiden sich aber deutlich hinsichtlich Offenheit (O) und Gewissenhaftigkeit (C). Während Beamte sich vor allem durch Gewissenhaftigkeit auszeichnen, dominiert bei Selbstständigen die Offenheit für Neues (O).
Auch hinsichtlich der Grundmotive fanden sich typische Muster, die für die Validität der Skalen sprechen: Selbstständige weisen die höchsten Werte für das Machtmotiv und die geringsten für das Sicherheitsmotiv auf. Studierende erzielten den höchsten Wert für das Leistungsmotiv. Arbeitslose zeigten die höchsten Werte für das Sicherheitsmotiv und die geringsten für das Leistungsmotiv. Abbildung 2 stellt wiederrum die Unterschiede zwischen Beamten und Selbstständigen dar: Bei Selbstständigen sind Leistungsmotiv (LM) und Machtmotiv (MM) deutlich ausgeprägter, bei Beamten ist es das Sicherheitsmotiv (SM).
Aufgrund dieser Befunde sowie einer sorgfältigen Formulierung der Items und mehrerer Mechanismen zur Verhinderung von Testverfälschung ist der B5T(®) insbesondere auch für den Einsatz im beruflichen Kontext geeignet. So lassen sich mithilfe des Verfahrens beispielsweise Soll-Profile für Berufsgruppen und Job-Rollen erstellen, anhand derer eine begründete Personalauswahl erfolgen kann.
Mit Hilfe der Motiv-Skalen lassen sich besonders leistungsmotivierte Mitarbeiter identifizieren oder auch Mitarbeiter mit dem Wunsch, nach mehr Verantwortung und Gestaltungsmöglichkeiten. So können Personalentwicklungsmaßnahmen deutlich zielgerichteter und effektiver eingesetzt werden. Zusammenfassend überzeugt der B5T® auch in der aktuellen Validierungsstudie mit mehr 21 000 Teilnehmern hinsichtlich Reliabilität und Validität seiner Skalen.
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Satow, L. (2021). Validierung und Neunormierung des Big-Five-Persönlichkeitstests (B5T®). In S. Laske, A. Orthey & M. J. Schmid (Hrsg.), PersonalEntwickeln (267. Erg.-Lfg., Juli 2021, S. 1-25). Köln: Wolters Kluwer. [PDF]
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