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Neurotizismus und Treue: Polygam lebende Studenten weisen die geringsten Neurotizismus-Werte auf

In ihrer Masterarbeit an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck untersuchte Alexandra Decher den Zusammenhang zwischen Eifersucht, Treue und Persönlichkeit mit einem Online-Fragebogen, der auch die Skala „Neurotizismus“ aus dem B5T (Big-Five-Persönlichkeitstest) enthielt.
Der Link zum Online-Fragebogen wurde über diverse Facebook-Gruppen und an die Studenten der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck verschickt. Insgesamt füllten 605 Personen (78% Frauen) den Fragebogen vollständig aus.
Anhand des Fragebogen wurden die Teilnehmer, die in einer Paar-Beziehung lebten, in zwei Gruppen unterteilt: a) monogam-lebende (74%) und nicht-monogam-lebende (18%) Personen. Neurotizismus wurde mit der entsprechenden psychometrischen Skala des B5T (Big-Five-Persönlichkeitstests) erfasst. Die B5T-Skala „Neurotizismus“ erreichte dabei hervorragende Kennwerte für die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha = .88) und sehr gute Faktor-Ladungen.
Die statistische Analyse der Antworten zeigte, dass nicht-monogam lebende Personen ihre Partnerschaft eher als distanziert und oberflächlich beschreiben, wohingegen monogam lebende Personen von einem Vertrauensverhältnis berichten.
Interessanterweise war der Neurotizismus-Wert in der monogam lebenden Gruppe höher als in der nicht-monogam lebenden. Die genauere Analyse zeigte jedoch, dass der Unterschied vor allem auf die Untergruppe der monogam Lebenden mit Seitensprüngen zurückzuführen ist (Abbildung 1, z-transformierte Werte mit Kovariaten). Die geringsten Neurotizismus-Werte wiesen die polygam lebenden Studenten auf.
Hohe Neurotizismus-Werte markieren überdurchschnittliche emotionale Labilität, Ängstlichkeit und Unsicherheit. Es ist davon auszugehen, dass Menschen mit einer solchen Disposition eher und früher Halt in einer festen Beziehung suchen, wohingegen weniger ängstliche Personen gerade in jungen Jahren eher experimentieren und weniger feste Bindungen bevorzugen.
Die hohen Werte in der Gruppe der monogam lebenden Personen mit wiederholten Seitensprüngen legen die Vermutung nahe, dass ungewollte Untreue in ansonsten monogamen Beziehungen oftmals ein Ausdruck von Labilität und Unsicherheit ist.

Quellen

Decher, A. (2017). Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen monogam und nicht-monogam lebenden Personen im Hinblick auf Bindung, Eifersucht, Treue, Neurotizismus und Fluktuation. Masterarbeit im Studiengang Psychologie an der Leopold-Franzens-Universität, Innsbruck [PDF].