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10 Tipps für Learning Communities

01/2017 - Bei SAP haben wir seit mehreren Jahren Erfahrung mit virtuellen Lerngruppen (intern und extern) gesammelt. Seit 2014 bieten wir virtuelle Lerngruppen auch zur Vorbereitung auf die SAP Zertifizierung auf SAP Learning Hub an - mit mittlerweile mehr als 100 000 Lernern. Aber warum sind solche Lerngruppen wichtig?

Effektivität von Learning Communities

Im Jahr 1885 machte ein deutscher Psychologe dazu ein entscheidendes Experiment. Er lernte sinnlose Silben und Wörter und überprüfte in unterschiedlichen Zeitabständen, an wie viele Wörter er sich noch erinnern konnte. Nach etwa 30 Minuten konnte er sich nur noch 50% der Wörter erinnern. Nach 6 Tagen noch an etwa 20%.
In anderen Worten: Wenn man nichts unternimmt, dann hat man nach 6 Tagen bereits rund 80% des Erlernten wieder vergessen. Jetzt stellen Sie sich mal eine fünf tägige Schulung vor für 3500 EUR vor. Nach nur sechs Tagen sind davon 2800 EUR verloren.
Zusätzliche Übungen, Lernen über einen längeren Zeitraum, Fragen stellen und beantworten, um das Wissen zu vertiefen und Unterstützung bei der Umsetzung des Wissens im Berufsalltag helfen gegen das schnelle Vergessen. Und genau diese Dinge sind in Learning Communities möglich. Dabei sollte es sich um eine relativ geschlossene Online-Gruppe handeln (200 bis maximal 500 Teilnehmer), die von einem Tutor angeleitet wird und klar vorgegebene Lernziele hat (non-formal Learning).
Viele Unternehmen möchten Online-Lerngruppen anbieten. Daher werde ich immer wieder gefragt, auf welche Punkte man besonders achten sollte. Hier meine Top-10:

Erfolgsfaktoren für Learning Communities

1. Aktive Moderatoren und Tutoren: Lerngruppen müssen aktiv gesteuert werden, damit sie funktionieren. Die Tutoren und Moderatoren sollten dafür täglich mindestens 30 Minuten aufbringen

2. Didaktisches Konzept: Virtuelle Lerngruppen funktionieren grundsätzlich anders als Klassenraumschulungen. Die Moderatoren und Tutoren benötigen ein langfristiges didaktisches Konzept, das sehr stark auf regelmäßige Anreize, Übungen und interessante Inhalte setzt.

3. Nutzerfreundlichkeit der Technologie: Viele Nutzer kennen heute Twitter, Facebook oder Xing. Die Technologie für virtuelle Lerngruppen sollte mit diesen Plattformen mithalten können. Von SAP gibt es z.B. die Social Media Plattform für Unternehmen SAP Jam.

4. Kritische Masse: Damit eine Lerngruppe funktioniert, sollten etwa 20 bis 50 Lerner wirklich aktiv sein. Weil sich die meisten Lerner in virtuellen Lerngruppen gerade am Anfang passiv verhalten, wird die kritische Masse erst mit ca. 200 bis 500 Lernern erreicht. Alternative: Es werden nur besonders aktive Lerner eingeladen oder durch besondere Anreize zur Aktivität motiviert (Gamification)

5. Innerhalb von 24 Stunden reagieren: Wer in einer Lerngruppe – oder überhaupt in einer Online Community – eine Frage stellt, erwartet innerhalb von 24 Stunden eine Reaktion. Es muss nicht unbedingt gleiche eine Antwort sein. Wenn es länger als 2 Tage dauert, bis ein Fragensteller überhaupt eine Reaktion erhält, ist er bereits frustriert.

6. Exklusive Inhalte: Gerade am Anfang ist es wichtig, dass die Lernern einen Anreiz haben, eine Lerngruppe auch wirklich zu nutzen. Und das gelingt über exklusive Inhalte von hoher Qualität.

7. Wiederkehrende Events, regelmäßige Updates: Eine virtuelle Lerngruppe muss ihren eigenen Rhythmus finden, z.B. mit wöchentlichen Chats, Webinaren oder neuen Inhalten. Die Lerner kommen am ehesten regelmäßig wieder, wenn sie wissen, dass es etwas Neues gibt und sich Rituale herausbilden.

8. Persönliche Ansprache und Feedback: Die Moderatoren und Tutoren sollten sich um eine persönliche Ansprache bemühen und auch von sich aus Kontakt mit den Teilnehmern aufnehmen. Zur persönlichen Ansprache gehört es auch, direktes, konstruktives Feedback zu geben.

9. Networking über die Grenzen der Lerngruppe hinaus: Eine Lerngruppe funktioniert dann wirklich gut, wenn sich die Teilnehmer auch im echten Leben treffen und das Netzwerk in andere Gruppen hinein ausbauen.

10. Emotionen wecken und Identität stiften: In einer virtuellen Lerngruppe darf auch mal etwas Lustiges gepostet werden. Gemeinsamer Humor stiftet Identität. Humor und Selbstironie sind wunderbare Mittel, um Emotionen und Verbundenheit zu fördern. Und natürlich sollten Erfolge gefeiert werden. Wer das Lernziel erreicht hat, der sollte in der Gruppe gefeiert werden.

Literatur

Meier, C., Satow, L., & Fandel-Meyer, T. (2014). Endlich Erfolg mit Online-Lerngemeinschaften. Wirtschaft & Weiterbildung, 2014(1), 28–31.